Das Schuljahr neigt sich dem Ende zu – für viele Kinder und Eltern ein Moment des Durchatmens und der Erleichterung. Besonders für neurosensitive Kinder ist die Schulzeit oft eine große Herausforderung gewesen. Der Alltag mit seinen Reizen, der Druck der oft schon im Kindergarten beginnt schnell zu funktionieren, und das hektische Schultempo können die empfindlichen Seelen stark belasten.
Rückblick …
Die Schule war eine große Herausforderung für mich – viel zu viele Reize, Ablenkung, und ein System, das nur auf Leistung und schnelle Erfolge ausgelegt ist. Auch Familienthemen haben mich immer stark beschäftigt. Ich verfügte schon als Kind über eine große Empathie Fähigkeit, konnte mich gut in andere hineinversetzen und fühlte viel intensiver als andere um mich herum. Mit dem Abgrenzen tat ich mir schwer. Ich sei ein schwieriges Kind, hörte ich oft, weil ich nicht so brav (angepasst) war wie die anderen und mit schwer tat, unter Druck, Anforderungen und Erwartungen zu erfüllen. Die ständigen Vergleiche mit anderen haben es nicht besser gemacht. Ich habe lange Zeit meines Lebens versucht Strategien zu finden um dazuzugehören – wohlgefühlt hab ich mich dabei nicht, weil ich angefangen habe mir selbst Druck zu machen. Als ich größer war, habe ich mich oft fremd und abgetrennt von mir selbst und anderen wahrgenommen. Was tust du da eigentlich? – habe ich mich oft gefragt. Fehl am Platz und unbrauchbar habe ich mich gefühlt. Erst nach der Grundschule, wo ich selbst mein Leben gestalten konnte, wurde es leichter für mich. In Schulen und Ausbildungen hat es mir plötzlich Spaß gemacht zu lernen und ich war auch richtig gut darin, weil mich die Themen interessiert haben und ich Sinn in meinem Tun erkannte. In der Ausbildung zur Stressmanagementberaterin, Emotionaler Stressabbau nach 3in1 Conzepts, dabei geht es unter anderem um Techniken der Gefühls- und Nervensystemregulation, konnte ich mir Wissen aneignen und vertiefen. Das half mir, mich zu erkennen und mich mit meinen Stärken und Schwächen anzunehmen. Für mich war und ist dieses Wissen lebensverändernd. Immer noch. Heute weiß ich, dass ich nicht schwierig war sondern zu den Neurosensitiven Kindern gehörte. Das bedeutet, dass mein Nervensystem besonders empfindlich ist und das aus gutem Grund. Heute kenne ich die Hintergründe zu diesem Thema und weiß auch, wie ich mein Nervensystem regulieren kann. Ja, das kann man lernen- am Besten von klein auf.
“Nicht alle, verhaltensoriginelle Kinder sind verloren. Manche suchen nur nach einem sicheren Ort, an dem ihre Sensibilität erkannt und verstanden wird.”
Und meine Tochter? Sie ist ebenfalls “Neurosensitiv”. Schon im Kindergarten hat sie gespürt, was um sie passiert, war sensibel für Geräusche, Gefühle und Stimmungen. Für sie ist die Schule eine Belastung, weil das System vor allem auf schnelle Leistungen, Lautheit und kurze Aufmerksamkeitsspannen ausgelegt ist – Dinge, die hart auf ihre empfindliche Seele wirken. Dieser Druck bzw. Schulstress macht sie häufig krank und auch Familienthemen oder Konflikte mit Freunden gehen viel tiefer als bei anderen Kindern. Lehrern fällt es oft schwer, ihre Stärken zu erkennen, denn überall hörte sie nur, was sie auf Grund der Fehlstunden noch nicht gut genug macht. Dies erzeugt weiteren Druck und Stress. Unter Stress ist lernen überhaupt nicht möglich, auch nicht für uns Erwachsene. Ein Teufelskreis für Neurosensitive Kinder, deren Eltern und natürlich auch für Pädagogen und Lehrer die im herkömmlichen Bildungssystem keine Lösung haben und finden. Jene Kindergärten und Schulen, die über die passenden Rahmenbedingungen verfügen und wo auch das nötige Interesse und Wissen vorhanden ist, wo Pädagogen und Lehrer gemeinsam mit den Eltern nach Lösungen für diese Kinder suchen und diese oft auch finden – genau diese Schulen und Betreuungseinrichtungen können sich viele betroffene Eltern für ihre Kinder nicht leisten. Ein Dilemma.
Was bedeutet Neurosensitivität?
Neurosensitivität beschreibt eine besondere Empfindlichkeit des Nervensystems gegenüber Reizen aus der Umwelt. Menschen, die neurosensitiv sind, nehmen Eindrücke, Geräusche, Gerüche, Gefühle und Stimmungen intensiver wahr als andere. Das kann dazu führen, dass sie sich schneller überreizt oder gestresst fühlen. Ein bedeutendes Merkmal bei Neurosensitiven ist, dass sie oft weniger oder keine Wahrnehmungsfilter haben, um die Vielzahl an Reizen zu sortieren. Das heißt, sie nehmen sehr viele Eindrücke wahr, ohne sie sofort auszusortieren oder zu „filtern“. Während dies für kreative und empathische Fähigkeiten sehr bereichernd ist, kann es in der Schule und im Alltag auch zu einer Überforderung führen.
Stärken und Schwächen: Das eine, das andere, das große Ganze…
Zu den Stärken zählen:
- Hohe Empathie Fähigkeit
- Kreativität und Fantasie
- Tiefsinnigkeit und Beobachtungsgabe
- Intuition
- Sensibilität für Schönheit und Harmonie
„Empathie ist die Fähigkeit, das Herz eines anderen Menschen zu hören, auch wenn seine Worte schweigen.“– Unbekannt
Herausforderungen sind:
- Reizüberflutung im Alltag
- Überdenken und Grübeln
- Schwierigkeiten beim Abschalten
- Empfindlichkeit gegenüber Kritik
- Herausforderungen im schnellem Schulalltag
- Häufig krank
- Kann sich schlecht abgrenzen und mit Druck umgehen
„Die größte Gabe und zeitgleich die größte Herausforderung der Sensibilität ist die Fähigkeit, Schönheit und Schmerz intensiver zu fühlen.“
Wenn wir nur auf die Schwächen schauen, verlieren wir den Blick für das große Potential, das in diesen Kindern steckt. Statt Symptome zu diagnostizieren und zu stigmatisieren, sollten wir die Ursachen ihrer besonderen Wahrnehmung verstehen und wertschätzen.
Die große Herausforderung: Das Bildungssystem
Leider wird viel zu oft nur das gesehen, was die Kinder nicht können – anstatt die Stärken und Talente. Das führt nicht nur zu Leistungsdruck, sondern oft auch zu Diagnosen, die nur Symptome beschreiben, ohne die Ursachen anzugehen. Sprich: Einem Kind wird eine Anpassungsstörung, „ADHS“ oder „auditive Verarbeitungsstörung“ diagnostiziert, aber nicht die zugrunde liegende Sensibilität. Das verändert meist nur das Label, nicht den Alltag.
Die Lösung: Herzensbildung
Was braucht es? Ein grundlegendes Umdenken. Die Lösung liegt in der Herzensbildung – in der bewussten Entwicklung und Anerkennung der emotionalen und sozialen Kompetenzen, der Feinfühligkeit und der inneren Werte. Die Rolle der Eltern ist entscheidend, um eine unterstützende, erfahrungsreiche und vor allem sichere Umgebung für neurosensitive Kinder zu schaffen. Nur in einem sicheren und geschützten Umfeld können Kinder lernen, auf sich selbst zu hören, ihre Gefühle zu verstehen und ihre einzigartigen Talente wertzuschätzen. Das können Kinder aber nur dann, wenn sie Vorbilder haben und dazu von Eltern und Lebensbegleitern ermutigt werden. Dazu braucht es aber das NOT-wendige Wissen im Umgang mit Gefühlen, dass viele von uns weder von zu Hause mitbekommen haben und auch nicht in der Schule lernen konnten. ” Learning by doing” – lautet das Motto.
„Herzensbildung bedeutet, den Menschen in seiner Ganzheit und Einzigartigkeit zu sehen, zu verstehen und zu fördern.“
Mein Wunsch für die Zukunft
Ich wünsche mir für unsere Kinder, Eltern die Vorbilder sind. Für das Zusammenleben in einer Gemeinschaft brauchen wir alle soziale und emotionale Fähigkeiten. Beides ist nicht angeboren, sondern sollte wie Sprechen und Laufen in der Kindheit “Stressfrei, ohne Vergleich mit anderen Kindern und ohne Druck” erlernt werden. Jedes Kind hat sein Tempo und braucht seine Zeit. Alles andere ist eine Überforderung. Pädagogen und Lehrer können diese Prozesse unterstützen, wir als Eltern sind aber für die Grundbedürfnisse unserer Kinder zuständig. Von den Bildungssystemen wünsche ich mir, dass die Vielfalt menschlicher Wahrnehmung anerkannt und gefördert wird. Das Kinder nicht nur auf Leistung getrimmt werden, sondern auch Themen wie: Emotionale Kompetenz, Glückstraining, Mentale Gesundheit, Selbstfürsorge und Stressmanagement ebenfalls am Lehrplan stehen. Denn nur so kann das enorme Potenzial von neurosensitiven Kindern oder “Systemsprengern” und davon gibt es mittlerweile sehr viele, zur Entfaltung kommen. Die Emotions- und Nervensystemregulationsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen, hat einen erheblichen Einfluss auf ihre psychische Gesundheit, das prosoziale Verhalten und auf die soziale und schulische Integration und natürlich auch auf ihr weiteres Leben. Helfen wir unseren Kindern dabei, ihren eigenen Weg zu gehen und ihre Stärken zu finden – statt nur darauf zu schauen was schwierig ist und nicht mit ihnen stimmt. Wir dürfen nicht vergessen, dass Kinder immer Symptomträger ihrer eigenen Familie, ihrer Begleitpersonen und unserer Gesellschaft sind. Packen wir das Problem an der Wurzel an – das Kind ist es meist nicht. Ich wünsche mir für unsere Kinder ein gesundes Leben und eine glückliche Zukunft.
Ferien als Chance für Heilung und Wachstum – Begleitung für die ganze Familie
Die Ferienzeit ist für viele eine besondere Gelegenheit – eine Pause vom Alltag, eine Chance, neue Wege zu gehen und Zeit ganz bewusst miteinander zu verbringen. Für Familien mit neurosensitiven Kindern kann diese Zeit sogar zu einer wertvollen Phase der Heilung, des Verständnisses und des Zusammenwachsens werden.
Statt nur Erholung im klassischen Sinne zu suchen, könnten die Ferien genutzt werden, um gemeinsam die Stärken und Herausforderungen zu erkunden, Achtsamkeit zu praktizieren und im Herzen miteinander zu verbinden. Es ist eine wunderbare Gelegenheit, professionelle Begleitung und Beratung in Anspruch zu nehmen – für die ganze Familie. Also melde dich gerne bei mir, falls du dich angesprochen fühlst.
Warum Familienbegleitung gerade jetzt so wertvoll ist:
- Verstehen und Akzeptieren: Gemeinsam lernen, die besonderen Bedürfnisse und Talente jedes Einzelnen zu erkennen und wertzuschätzen.
- Achtsame Kommunikation: Wege finden, in Konflikten ruhig und verständnisvoll zu bleiben.
- Stärkung des Zusammenhalts: Gemeinsame Aktivitäten, die Spaß machen und das Gefühl von Zusammengehörigkeit fördern.
- Selbstfürsorge für alle: Eltern und Kinder erfahren, wie wichtig es ist, auf das eigene Herz und die eigenen Grenzen zu hören.
- Individuelle Strategien: Unterstützung dabei, individuelle Ressourcen zu erkennen und zu fördern.
- Spagyrische Essenzen oder Bachblüten können den Weg zu mehr Gelassenheit, Verständnis und innerer Stärke ebnen.
Ich begleite dich bzw. euch gerne, um die Bedürfnisse deiner Kinder besser zu verstehen und eine liebevolle, achtsame Atmosphäre zu schaffen. Denn nur in einem sicheren, wertschätzenden Umfeld kann das wahre Potenzial aller Familienmitglieder zur Entfaltung kommen.
Mein Ziel und mein Wunsch ist es die “Herzensbildung” in den Mittelpunkt zu stellen – für eine Gesellschaft, in der Unterschiede keine Schwäche, sondern eine Stärke sind. Falls du dich angesprochen fühlst und dich bzw. dein Kind über die Ferien stärken möchtest, für Beratung und Begleitung stehe ich euch auch während der Ferien gerne zur Verfügung.
Vorschau…
Im Herbst starten wir in der Praxisgemeinschaft Leben und Lernen mit vielen spannenden Impulsvorträgen zu den unterschiedlichsten Lebensthemen unter dem Motto: “LebenLernen”. Meine Praxiskollegin Petra und ich freuen uns schon sehr auf die wirklich großartigen ReferentInnen und Referenten – genauere Informationen dazu folgen.
Ich starte nach den Ferien am 11.9.2025 um 18h mit einem Impulsvortrag , bei dem wir gemeinsam neue Perspektiven zum Thema Neurosensitivität und Herzensbildung entdecken. Im Anschluss findet eine offene Austauschrunde statt, in der alle Fragen und Gedanken Platz haben. Ich freue mich jetzt schon auf einen inspirierenden Abend mit vielfältigem Austausch, um voneinander zu lernen und uns gegenseitig zu stärken.
„Nicht nur unsere Köpfe, sondern auch unsere Herzen brauchen Bildung.“
Bis dahin wünsche ich dir einen schönen und erholsamen Sommer!
Herzlichst
Marion