Mitten im Gespräch mit einer anderen Person, merkst du, dass du überhaupt nicht weißt, worüber gerade gesprochen wurde. Achtsames zuhören ist eine Kunst, vor allem dann, wenn du durch äußere Umstände oder eigenen Gedanken und Sorgen deinem Gegenüber gar nicht zuhören kannst. Beziehungen, ob privat oder beruflich leiden meist unter missverstandener Kommunikation.
Warum ist das so?
„Die Landkarte ist nicht das Gebiet“
Das bedeutet schlichtweg einfach, dass jeder Mensch eine andere “innere Karte” in seinem Kopf hat. Wir erschließen uns die Welt über unsere Sinne. Diese Sinne funktionieren wie Filter, die uns helfen unsere Umgebung zu kategorisieren und über unsere Sinne erschaffen wir uns ein Bild der Welt – unsere innere Landkarte. Wir meinen zwar immer über das selbe Thema zu sprechen, dennoch hat jeder von uns sein eigenes inneres Bild, über das er spricht. Wenn wir uns über einen Apfel unterhalten würden, hätten wir vermutlich unterschiedliche Bilder zum Thema Apfel. Schmeckt mir oder schmeckt mir nicht, mein Apfel wäre gelb/rot und deiner vielleicht grün. Aber dieses Bild vom Apfel ist eben genau das – (d)ein Bild. Es ist eine Anäherung an die Realität und keinesfalls die einzige Art und Weise, wie du die Realität erfassen kannst. Andere Menschen haben andere Filter und daraus entstehen andere Bilder bzw. Landkarten.
„Bevor du lernst bewusst und achtsam zu kommunizieren, musst du lernen dir selbst zuzuhören.“
Deshalb ist es im ersten Schritt einmal wichtig, dass du dir deiner eigenen Landkarte bewusst wirst. Denn nur wenn etwas in deinem Bewusstsein ist, kannst du es auch kommunizieren. Also, schreib dir auf, was dir wirklich wichtig ist – und was diese Dinge dir bedeuten und wie es sich für dich anfühlt. Frage auch dein Gegenüber nach ihren Bildern zu einem Thema, so kannst du dein Kommunikationsmuster verändern und die Qualität deines Zuhörens verbessern. So findest du sehr viele interessante Dinge heraus, wenn du mit Neugierde und Offenheit zuhörst.
„Wenn du deinen Gesprächspartner unterbrichst, hast du bereits voreilige Schlüsse gezogen…“
Dann warst du nicht in der Lage deine eigenen Bedürfnisse, Interessen und Bilder von denen anderer zu trennen. Von dem Moment an bist du automatisch voreingenommen und nicht mehr in der Lage auf das zu hören, was zwischen den Zeilen gesprochen wird. Bemerkbar macht sich das durch Aussagen wie: “Du hörst mir gar nicht zu oder du verstehst mich nicht.” Daher ist es immer hilfreich zu ergründen welche Bilder, Erwartungen, Gefühle oder welches Interesse dein Gegenüber hat. Dies zu erfassen gelingt dir indem du das Gesprochene wiederholst, in eigene Worte fasst oder wenn dir die Bedeutung nicht klar ist nachfragst.
Schlüsselelemente des achtsamen Zuhörens:
- Anwesend sein: Höre ohne Ablenkung der Person zu und nimm dir Zeit dafür.
- Empathie zeigen: Akzeptiere, dass dein Gegenüber eine andere Landkarte hat.
- Höre auf deine inneren Signale: Dies sind Gedanken, Gefühle und Reaktionen die du spürst, wenn du ängstlich oder wütend bist. Achtsames Zuhören kann dir helfen, deine inneren Signale besser zu verstehen – deine Bilder und Erwartungen – und sie nicht die Kommunikation stören zu lassen.
- Pause bitte:Wenn du bemerkst, dass du nachdenklich wirst oder dem Gespräch nicht mehr mit voller Aufmerksamkeit folgen kannst, bitte um eine kurze Pause. Atme tief durch, trinke einen Schluck Wasser, entspanne dich innerlich und leite deine Gedanken sanft zum Gespräch zurück.
- Zuhören ohne zu Bewerten : Hilfreiche Fragen – ” Erzähle mir mehr darüber! Warum hast du dich so entschieden? Wie hast du dich dabei gefühlt? Wie kann ich dir am besten dabei helfen?”
Wichtig:
Was du sagst ist immer DEINES, deine Erfahrungen, deine Wahrnehmung oder Wahrheit, deine Bilder! Was beim anderen ankommt ist immer SEINES, seine Erfahrungen, seine Wahrnehmung oder Wahrheit, seine Bilder! “
“Wenn du sprichst, wiederholst du nur was du bereits weißt. Wenn du zuhörst, lernst du vielleicht etwas Neues.”(Dalai Lama)
Aufmerksames Zuhören und eine wertschätzende Kommunikation, stärkt deine Beziehungen und ihr vermeidet damit potentiellen Streit und Enttäuschungen. Zusätzlich lernst du während des Gespräches sehr viel über dich und über dein Gegenüber. Versuche es einmal und suche dir dazu jemanden der bereit ist mit dir zu üben.
Übung:
Jeder von euch wird abwechselnd 3 Minuten ununterbrochen sprechen. Es ist egal über was ihr sprecht, sobald die Zeit abgelaufen ist wechselt ihr. Wiederholt diesen Ablauf mindestens 2x. Stelle sicher, dass deine Gedanken während du zuhörst, nicht zu anderen, deinen Themen abschweifen. Denke daran in dieser Zeit kein Urteil zu fällen oder die Dinge zu analysieren. Akzeptiere was du hörst. Zum Abschluss dieser Übung könntet ihr euch gegenseitig Feedback geben. Wie hast du dich als Zuhörer oder Redner gefühlt? Welche Gedanken oder Gefühle kamen plötzlich hoch? War es ein angenehmes Gespräch? Jetzt liegt es an dir, diese Technik anzuwenden…
Viele schöne, bewusste und achtsame Gespräche wünsche ich dir!
Marion